Carina ©: Stell dich doch einmal kurz vor.
Alina (A): Hallo, mein Name ist Alina, ich bin 19 Jahre alt und in meiner Freizeit gehe ich gerne spazieren und Tennis spielen. Außerdem reise ich gerne, was allerdings durch Corona momentan eingeschränkt ist. Meine Beeinträchtigung ist die Autismus-Spektrum-Störung, genauer gesagt das Asperger-Syndrom.

C: Was und wo studierst du?Wo studierst du?
A: Ich studiere im ersten Semester an der Technischen Hochschule Köln, am Campus Südstadt. Und zwar Mehrsprachige Kommunikation, mit Englisch als erster Fremdsprache und Spanisch als zweiter Fremdsprache.

C: Warum hast du dich für die TH Köln  entschieden?
A: Auf die Technische Hochschule Köln bin ich durch meine Mutter gekommen. In ihrer Tennismannschaft gibt es eine Frau, die von zuhause aus selbstständig als Übersetzerin arbeitet. Meine Mutter erzählte mir davon, da ich in der Schule ebenfalls gut in Sprachen war. So kam ich auf die Idee, ebenfalls diese Hochschule zu wählen.

C: Und wie bist du vorgegangen, um den Studienplatz zu bekommen?
A: Um den Studienplatz zu bekommen, bewarb ich mich auf der Internetseite der Technischen Hochschule Köln. Für das Fach Spanisch brauchte ich noch einen Nachweis über meine Kenntnisse, in der Schule habe ich allerdings nie Spanisch gehabt. Also lernte ich zu Hause Spanisch und absolvierte erfolgreich das benötigte Zertifikat in einem Sprachinstitut.

C: Du hast ja das Asperger-Syndrom. Wie schränkt dich deine Beeinträchtigung im Studium ein?
A: Gerade als Studienanfängerin habe ich Probleme damit, bei Vorlesungen zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. So kommt es dazu, dass ich bis jetzt kaum mitgeschrieben habe, da ich in dem Bereich Schwierigkeiten habe und die Folien der Vorlesungen auf unsere Lernplattform ILIAS hochgeladen werden. Des Weiteren habe ich Schwierigkeiten, mich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren und fühle mich schnell überfordert, wenn zu viele Informationen auf einmal genannt werden.

C: Ok. Und wie gehst du mit deiner Beeinträchtigung im Studienalltag um? Outest du dich zum Beispiel anderen Menschen?
A: Bis jetzt habe ich mich nur Dozierenden gegenüber geoutet, für die diese Information relevant ist. Beispielsweise bei Vorträgen, die ich halten musste, da ich in diesem Bereich einen Nachteilsausgleich bekomme, weil ich Probleme mit Augenkontakt habe und monoton und schnell spreche. Außerdem habe ich mich der für den Bereich Studierende mit Beeinträchtigung zuständigen Beauftragten geoutet, da ich bei ihr meinen Nachteilsausgleich beantragt habe.

Bei allen anderen habe ich bis jetzt nicht die Notwendigkeit gesehen, ihnen von meiner Beeinträchtigung zu erzählen. Ich habe allerdings kein Problem damit, es anderen Leuten zu erzählen, wenn sich eine passende Gelegenheit ergibt.

C: Ist deine Hochschule für dich barrierefrei?
A: Ich habe die Hochschule bisher nur einmal von innen gesehen, bei einer Führung für Erstsemester. Daher kann ich die Frage nicht beantworten, ob ich die Hochschule im Allgemeinen für barrierefrei genug halte. Für meine Beeinträchtigung habe ich aber die Möglichkeit, einen Nachteilsausgleich in Anspruch zu nehmen, der schnell bewilligt wurde. Ob dieser im Laufe des Studiums ausreicht, werde ich noch sehen. Mir wurde aber auch angeboten, den Nachteilsausgleich jederzeit anpassen und verändern zu können.

C: A propos Nachteilsausgleich: Welche Art von Nachteilsausgleichen hast du bis jetzt in Anspruch genommen?
A: Bis jetzt bekomme ich einen Nachteilsausgleich von 30% Zeitzuschlag bei Klausuren und der Vorbereitungszeit bei mündlichen Prüfungen. Bei mündlichen Präsentationen soll mangelnder Augenkontakt, schnelles Sprechen und Ablesen nicht in die Bewertung mit einfließen. Ebenso soll auf ein ruhiges Publikum geachtet werden. Bei Gruppenarbeiten soll die zu übernehmende Aufgabe in der Gruppe klar umrissen sein; ansonsten soll mir gegebenenfalls eine Einzelarbeit zugeteilt werden.

C: Brauchst du Hilfsmittel und/oder Assistenz, um dein Studium zu meistern?
A: Hilfsmittel und Assistenz benötige ich nicht, um mein Studium zu meistern. Das liegt daran, dass für meine Beeinträchtigung so etwas nicht angeboten wird.

C: Wie Finanzierst du dein Studium?
A: Glücklicherweise hat meine Mutter den ersten Semesterbeitrag noch bezahlt. Vor geraumer Zeit habe ich aber Bafög beantragt, um das Studium zukünftig damit finanzieren zu können. Allerdings habe ich es bis jetzt noch nicht empfangen.

C: Hast oder hattest du mal einen Nebenjob? Falls ja, erzähl gerne davon.
A: Ich arbeite seit dreieinhalb Jahren als Nachhilfelehrerin. Momentan habe ich nur eine Nachhilfeschülerin, sie ist in der 8. Klasse. Meistens helfe ich in Mathematik und Englisch, aber auch in anderen Fächern, wenn es nötig ist. Des Weiteren helfe ich ihr bei den Hausaufgaben.

C: Warst du im Rahmen deines Studiums im Ausland oder hast du das noch vor?
A: Im Rahmen meines Studiums war ich bis jetzt noch nicht im Ausland. Durch meinen Studiengang werde ich das 5. Semester jedoch verpflichtend im Ausland an einer Partnerhochschule verbringen. Ich denke, dass es eine sehr interessante und bereichernde Erfahrung sein wird.

C: Welche Angebote deiner Hochschule für Studierende mit Beeinträchtigung nutzt du und welche nicht?
A: Meine Hochschule bietet manchmal Zoom-Vorträge an, in denen Studierende mit Beeinträchtigung von ihren Erfahrungen erzählen. Das habe ich mir angeguckt und fand es sehr interessant, zu hören, welche Möglichkeiten es durch Technologie gibt, mit einer Beeinträchtigung dennoch studieren zu können. In einem Vortrag hat eine blinde Studentin von ihren Erfahrungen erzählt. Außerdem nutze ich die WhatsApp-Gruppe des Referats für barrierefreies Studieren (RebaS) und mache beim Mentoring-Programm Best Tandem mit, um mich mit anderen Studierenden mit Beeinträchtigung auszutauschen und mich bei Fragen an Studierende mit ähnlichen Problemen wenden zu können.

C:Welche Angebote sollte es für Studierende mit Beeinträchtigung noch geben?
A: Für mich persönlich fällt mir nichts ein, ich habe aber auch noch nicht alle Facetten des Studiums kennengelernt und auch noch keine Klausuren geschrieben. Für Rollstuhlfahrer sollten alle Gebäude der Universitäten definitiv barrierefrei gebaut werden, um für alle zugänglich zu sein.

C: Was möchtest du anderen Studierenden mit Beeinträchtigung mit auf den Weg geben?
A: Achtet darauf, dass eure Hochschule eure Beeinträchtigung ernst nimmt und auf eure Bedürfnisse eingeht. Wir sollten die Möglichkeit haben, mit unserer Beeinträchtigung unter für uns angemessenen Bedingungen ein Studium absolvieren zu können. Nehmt die Angebote, die eure Hochschule für Studierende mit Beeinträchtigung anbietet, in Anspruch. Auf diese Weise könnt ihr mit Leuten in Kontakt treten, die ähnliche oder vielleicht sogar die gleichen Probleme haben wie ihr und euch bei Fragen zum Thema Studieren mit Beeinträchtigung helfen können. Ich wünsche euch viel Spaß und viel Erfolg bei eurem Studium!

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