Hallo zusammen, ich bin Irina und ich arbeite an der Uni Köln als Assistenz für Kommiliton*innen, die aufgrund einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung verminderten Zugang zu den Lehrangeboten der Uni haben.

Ich selbst bin auch Studentin hier in Köln und studiere im Master Französisch und Kunst auf Lehramt. Außerhalb von Uni und Arbeit mache ich gerne Musik. Ich spiele Klavier und singe im Chor.

Warum ich bei der Assistentenstelle der Uni Köln arbeite

Ich arbeite seit Juli 2019 als Assistentin im Servicezentrum Inklusion. Damals habe ich mich auf die Stelle beworben, weil ich neu nach Köln gezogen war und gerne neue Leute kennenlernen wollte.

Meine Aufgaben

In der Assistenzstelle arbeiten wir in einem Team von derzeit fünf Leuten. Wir sind alle als studentische Hilfskräfte angestellt. Jeder von uns ist in zwei bis drei Lehrveranstaltungen als Mitschreibassistenz eingesetzt.

Die Notwendigkeit einer Mitschreibassistenz kann verschiedene Gründe haben. Ich habe schon Kommiliton*innen begleitet, die eine Hörschädigung hatten und deshalb vermehrt das Lippenbild der Dozierenden lesen oder aber den Gebärden- oder Schriftdolmetscher anschauen mussten. Mitschreiben ist dabei für die Studierenden problematisch, da man ja nicht gleichzeitig auf das Blatt und auf den Dolmetscher gucken kann.

Ich habe aber auch schon Kommiliton*innen begleitet, die eine Sehbeeinträchtigung, einen Spasmus oder Autismus hatten.

Darüber hinaus haben wir verschiedene Aufgabenbereiche untereinander aufgeteilt. Ich bin vor allem (zusammen mit einem Kollegen) in die Beschaffung von barrierearmer Literatur involviert. Dabei kümmere ich mich hauptsächlich um die Recherche der Bücher und die Bestellungen bei den Bibliotheken. Barrierearme Literatur beschaffen wir beispielsweise für Studierende mit einer Sehbehinderung oder mit Legasthenie. Ich habe auch schon einmal über einen längeren Zeitraum einen Kommilitonen mit Autismus bei der Organisation seiner Masterarbeit gecoacht.

Wir beaufsichtigen zudem am Ende des Semesters Studierende, die aus verschiedenen Gründen in einem separaten Raum ihre Klausur schreiben müssen.

Insgesamt ist der Bedarf immer sehr unterschiedlich und wir passen unser Angebot immer der Situation und den Ressourcen der Studierenden an, um das Studium bestmöglich zu erleichtern.

Wie die Arbeit bei der Assistentenstelle meine Denkweise beeinflusst hat

Bevor ich meine Arbeit in der Assistenzstelle aufgenommen habe, bin ich mit dem Thema Inklusion nur sehr abstrakt in Kontakt gekommen. Im Studium habe ich eigentlich immer nur mitbekommen, dass das Thema irgendwie wichtig ist und das wir als werdende Lehrerinnen und Lehrer inklusiv arbeiten müssen. Ich konnte mir unter diesen Aussagen wenig vorstellen.

Mit der Arbeit in der Assistenzstelle hat sich mein Blick auf Inklusion enorm erweitert. Zunächst ist mir aufgefallen, an welchen Stellen die Lehre in der Universität selber nicht ausreichend barrierearm gestaltet ist. Ich finde, dass überall da, wo unsere Assistenz von Nöten ist, es eigentlich ein Defizit im Bereich der Zugänglichkeit gibt.

Meine Traumvorstellung wäre es, dass die Uni von Anfang an so gestaltet ist, dass unsere Assistenz nicht nötig wäre. Ich bin zudem viel sensibler geworden für Barrierefreiheit in allen Bereichen, nicht nur in der Bildung.

Das wichtigste, was ich in der Assistenzstelle gelernt habe, ist, dass Inklusion für alle Menschen von Vorteil ist. Im Bezug auf die Uni kann ich beispielsweise sagen, dass komplett digitalisierte Literatur den Zugang für die Kommiliton:innen mit Sehbeeinträchtigung oder Legasthenie beschleunigen würde, aber auch für alle anderen den Vorteil leichterer Zugänglichkeit mit sich bringen würde. Es gibt manchmal Momente, in denen ich mich über die Gleichgültigkeit oder Ohnmacht mancher Lehrender erschrecke. Ich habe schon miterlebt, wie wenig kooperationsbereit Dozierende sein können, wenn es um die Organisation der Veranstaltung nach den Bedarfen von den Kommiliton*innen geht. Auf der anderen Seite hatte ich aber auch viel Kontakt mit Lehrenden, die sich sehr um ihre Studierenden bemüht und nach Lösungen und Alternativen gesucht haben.

Mir macht es Spaß, neue Leute kennenzulernen. Der direkte Kontakt und Austausch zu den Studierenden ist sehr angenehm und produktiv. Besonders schön ist es, zu sehen, dass die angebotene Hilfe direkt ankommt und dass man schon mit kleinen Veränderungen hier und da behilflich sein kann.

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